Punktgenau zu makelloser Haut

Christoph Schänzle sorgt dafür, dass sich Menschen in ihrer Haut wohlfühlen. Der Chefarzt Dermatologie und Venerologie an der Pallas Klinik in Olten ist in gewissem Masse aber auch für die Psyche seiner Patienten verantwortlich.

Sein Terminkalender ist voll, sein Tag getaktet. 30 bis 40 Patienten betreut Christoph Schänzle pro Tag in der Pallas Klinik in Olten. Und doch findet der Chefarzt Dermatologie und Venerologie an einem Freitagnachmittag Zeit für den WB. Im Wartezimmer Platz nehmen und auf den Chefarzt warten? Fehlanzeige. Der 52-Jährige, der vor zehn Jahren in Reiden sesshaft geworden ist, fliegt mit seinem weissen, langen Kittel förmlich durch die langen, weissen Gänge. «Die Patienten wissen: Wenn ich um 14 Uhr einen Termin habe, komme ich auch um 14 Uhr dran und muss nicht noch lange im Wartezimmer Platz nehmen. Das schätzen sie an uns.»

Christoph Schänzle nimmt auf seinem Bürostuhl Platz, faltet die Hände, ein klarer Blick. Er wirkt weder gestresst noch angespannt. Routine sind für ihn nicht nur die Eingriffe an Patienten, sondern mittlerweile auch Termine mit Journalisten. Der gebürtige Allgäuer ist ein gefragter Mann. Ein Experte auf dem Gebiet Dermatologie und Venerologie.

 

Ästhetische Wünsche nehmen zu

Mit rund 2000 Diagnosen ist sein Fachgebiet so breit gefächert wie kaum ein anderes in der Medizin. «Es vermischt Handwerk mit Technik. Äusserst spannend», sagt Christoph Schänzle, der 2003 das Angebot erhielt, die Pallas Klinik in Olten aufzubauen. Er nahm an – und ist immer noch da. Die Konstante in einem schnelllebigen Umfeld. «Es hat sich einiges verändert», sagt er. Beim Personal, vor allem aber in der Materie. Die klassische Dermatologie und Venerologie, also die Heilkunde der Haut- und Geschlechtskrankheiten, wurde erweitert. Ästhetik nennt sich jene Sparte, die in den letzten 20 Jahren starken Zuwachs erhalten hat und die sich mit dem Schönheitsideal auseinandersetzt. «Der Wunsch nach perfektem Aussehen wird bei der Bevölkerung immer grösser», sagt Schänzle. 30 bis 40 Prozent seiner Arbeitszeit legt er in diesem Bereich Hand an. Ob ebenmässigere Haut, jüngere Ausstrahlung oder schlankere Körperkonturen: nichts ist unmöglich. Wobei Schänzle festhält: «Es geht darum, jemandem ein altersentsprechend schönes Aussehen zu verleihen. Man kann niemanden 20 Jahre jünger machen. Probiert man es doch, kann es ganz schlimm enden.»

 

Spitzenreiter beim Hautkrebs

Am meisten Zeit wendet Christoph Schänzle für die Patienten mit Hautkrankheiten auf. Neurodermitis, Psoriaris, Ekzeme, Allergien, Hautkrebs. «Die Hautkrankheiten nehmen zu», sagt Schänzle. Beim schwarzen Hautkrebs weist die Schweiz gar die höchste Rate in ganz Europa auf. Pro Jahr erkranken hierzulande rund 2700 Menschen an schwarzem Hautkrebs, womit dieser die fünfthäufigste Krebsart ist. Weltweit weisen nur Australien und Neuseeland eine noch höhere Rate auf. Während beispielsweise Akne und Schuppenflechten unübersehbar sind, braucht es für die Erkennung von Hautkrebs ein geschultes Auge. Christoph Schänzle rät deshalb, sich jährlich von einem Spezialisten untersuchen zu lassen. «Hautkrebs tut nicht weh. Und genau darin liegt die Gefahr.» Werde die Erkrankung in einem frühen Stadium entdeckt und hätten sich noch keine Metastasen gebildet, sei sie in der Regel nicht lebensbedrohlich. Doch wie entsteht Hautkrebs? «Meistens durch die ultraviolette Strahlung der Sonne», sagt Christoph Schänzle. Personen, die sich oft der Sonne aussetzen, weisen ein höheres Risiko für Hautkrebs auf. «Es ist wie bei allem», sagt der Dermatologe: «Solange es im Mass bleibt, ist die Sonne nicht gefährlich.» Zudem könne man sich vor ihr schützen. Mit Kleidung, aber auch mit Sonnencreme. Wobei Letztere viele in falscher Sicherheit wiege. «Mehrmals auftragen und trotzdem nicht den ganzen Tag an der prallen Sonne liegen», empfiehlt Schänzle. Der Hautkrebs bilde sich nicht vom einen Tag auf der anderen, sondern entwickle sich über Jahre. «Jeder hat mal einen Sonnenbrand. Man sollte aber darauf achten, dass es nicht zur Gewohnheit wird.» UV-Licht könne im Übermass schädlich sein, sei aber nie der alleinige Grund, sondern ein Co-Faktor für schwarzen Hautkrebs. Dieser kommt nämlich auch an Stellen vor, die nicht der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. «Entscheidend ist immer auch die genetische Veranlagung einer Person», sagt Schänzle. So sind 5 bis 10 Prozent der Fälle rein erblich bedingt.

 

Die Haut als Spiegel der Seele

Ob Christoph Schänzle mit seinem Team Hautkrankheiten oder Minderwertigkeitskomplexe behebt – das Resultat ist immer das Gleiche: «Die Patienten sind extrem dankbar.» Und welche Fälle erfüllen den Chefarzt Dermatologie und Venerologie mehr? Schänzle überlegt, wiegt ab und sagt schliesslich, er könne dies nicht pauschalisieren. Jemanden von einer Krankheit zu erlösen, gebe ihm ein extrem tiefes Zufriedenheitsgefühl. «Hautprobleme können stark auf die Psyche schlagen. Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem die Patientin vor dem Eingriff suizidgefährdet war. Solchen Menschen wieder zurück ins Leben zu verhelfen, vermittelt ein extrem gutes Gefühl.» Schänzle erinnert sich auch an eine andere Patientin. «Jung, eigentlich hübsch, hatte mit Akne zu kämpfen.» Zu Beginn der Behandlung sei sie richtiggehend in Deckung gegangen, das fehlende Selbstvertrauen habe sich in der Körperhaltung widerspiegelt. Mit jeder Behandlung aber sei sie aufrechter gegangen. «Zum Schluss kam sie herein und strahlte eine solche Lebensfreude aus, wie ich es noch selten gesehen habe. Ein unglaubliches Gefühl – auch für mich.» Die Haut als Spiegel der Seele. An diesem Sprichwort sei schon etwas Wahres dran. Aber per se zu sagen jemand mit unreiner Haut habe psychische Probleme sei zu einfach gegriffen. «Der Mensch ist ein komplexes Wesen und individuell. Die einen kommen mit Hautproblemen besser klar, andere weniger.»

 

Zu viel Hygiene schadet

Das Coronavirus hat auch in der Pallas Klinik in Olten seine Spuren hinterlassen. Beim Eingang stehen Desinfektionsmittel und Schutzmasken bereit, beim Empfang trennen Plexiglasscheiben die Mitarbeiter von den Patienten. «Der Lockdown war nicht schön. Aber wir dürfen nicht klagen, hatten danach praktisch identische Zahlen wie vorher», so Schänzle. Auffallend: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie suchen vermehrt Patienten mit Handekzemen die Klinik auf. «Auch beim Desinfizieren gilt: Nicht übertreiben!» Hygiene sei wichtig, aber in gesundem Masse. «Die Haut weist einen Hautfettfilm auf, der natürlich vor äusseren Einflüssen schützt.» Bei zu viel Desinfektionsmittel werde diese Schicht beschädigt.

Christoph Schänzle erhebt sich nach gut einer Stunde vom Bürostuhl, verabschiedet sich und huscht über den Gang Richtung Empfang. Der nächste Patient soll schliesslich nicht warten.

 

Drei Tipps für eine gesunde Haut

Dr. med. Christoph Schänzle ist Chefarzt Dermatologie und Venerologie an der Pallas Klinik Olten (siehe Haupttext) und nennt drei Faktoren, die es für eine gesunde Haut braucht:

  • Viel trinken! Die Haut eincremen ist gut und recht. So kann aber nur die oberste Schicht mit Feuchtigkeit versorgt werden. Viel wichtiger ist es, die Haut von innen zu ernähren, in dem viel getrunken wird.
  • Nicht rauchen! Nikotin schadet nicht nur der Lunge, sondern schlägt sich auch auf der Haut nieder. Raucher haben ein über dreimal höheres Risiko, an Hautkrebs zu erkranken wie Nichtraucher.
  • Schützen Sie sich vor übermässiger Sonneneinstrahlung! UV-Licht ist zwar wichtig für die Haut und das Wohlbefinden. Zu viel davon kann aber schädlich sein und die Entwicklung des schwarzen Hautkrebses fördern. Sonnencreme kann davor nur teilweise schützen. Besser ist es, sich vor allem von der Mittagssonne fernzuhalten.
Autor
Pallas Kliniken
Publiziert am
18.11.2020
Kategorie
Wissen
Tags
Christoph Schänzle , Olten
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